Sexuelle Bildung für Menschen mit Behinderung
Menschen mit Behinderungen genießen dieselben Menschenrechte wie alle anderen auch. Diese Rechte sind in der UN-Behindertenrechtskonvention (UNCRPD) niedergeschrieben und wurden von allen EU-Mitgliedsstaaten bis auf Irland ratifiziert. Sie beziehen sich auch auf die Sexualität. Artikel 23 der UNCRPD ist dem „Schutz des Heims und der Familie“ gewidmet. Es umfaßt das Recht, eine Familie zu gründen, über die Anzahl und zeitliche Abfolge von eigenen Kindern zu entscheiden, die Fortpflanzungsfähigkeit beizubehalten, Zugang zur Gesundheitsfürsorge, das Recht auf reproduktive Unversehrtheit und auf Informationen zu sowie Erziehung in Sexualität. Menschen mit Behinderungen haben ebenso das Recht auf Bildung – Bildung ist eine der Grundbedingungen für Selbstbestimmung und -verwirklichung. Für die Sicherung eines Zugangs zur Sexualerziehung ist es wichtig, nicht nur Menschen mit Behinderungen selbst zu informieren, sondern auch ihre Eltern, sowie Fachleute, Betreuer, Dozenten und Lehrer.
Hier setzt das neue europäische Projekt TRASE an: Sexualerziehung für Menschen mit Behinderung. TRASE ist ein Bildungsprojekt im Bereich Sexualerziehung, das von Erasmus+ unterstützt und finanziert wird. Es profitiert vom institutionellen Fachwissen in sieben europäischen Ländern: Belgien, Luxemburg, das Vereinige Königreich, Deutschland, Österreich, Portugal und Litauen.
Das wichtigste Ziel von TRASE ist die Entwicklung eines Trainingskurses für Eltern und Fachleute, um sie in die Lage zu versetzen, Sexualerziehung für Menschen mit Behinderungen anzubieten, sich kulturellen, nationalen und institutionellen Rahmenbedingungen bewußt zu sein, aber auch den besonderen Anforderungen ihrer Klienten. Darüber hinaus soll der TRASE-Trainingskurs mit Hilfsmitteln und Methoden ergänzt werden, die alle TRASE-Partner gemeinsam entwickeln. Um die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit multiplen Behinderungen angemessen berücksichtigen zu können — d.h. Lernbehinderungen oder kommunikative Einschränkungen oder Autismus — arbeiten alle TRASE-Partner eng mit den betroffenen selbst sow spezialisierten Einrichtungen und Fachleuten in ihren Regionen zusammen.
Das TRASE-Projekt ist insofern wegbereitend auf dem Gebiet der Sexualerziehung für Menschen mit Behinderung, als daß es auf interdiszilinärer und trans-europäischer Zusammenarbeit beruht.